Sie haben in Kuba, Frankreich, Chile und Argentinien gelebt. Wie haben diese Orte Ihre Sicht auf die Welt und Ihre künstlerische Arbeit geprägt?
Meine Jahre in Kuba, Frankreich, Chile und Argentinien haben meinen künstlerischen Blick tief geprägt. Es ist für mich eine faszinierende Reise, nachzuspüren, wie sich diese unterschiedlichen Kulturen auf natürliche Weise in meine Arbeit eingeschlichen haben.
Man sieht es sofort in meiner Farbwahl – leuchtende, tropische Töne – und in meiner Entscheidung, auf wiederverwendeten Leinwänden und mit knappen Materialien zu arbeiten. Das ist nicht nur ein ästhetischer Ansatz, sondern spiegelt die lateinamerikanische Einfallsreichtum und die schöne Einfachheit wider, mit genau dem auszukommen, was da ist – ein Konzept, das tief in meiner Kindheit verwurzelt ist.

Auch die Sprache spielt eine wichtige Rolle. Die Titel meiner Werke wechseln mühelos zwischen Französisch, Spanisch und Englisch – drei Sprachen, die ich täglich benutze und oft spielerisch miteinander verwebe. Dieses Sprachgeflecht spiegelt das reiche Mosaik meiner Lebenserfahrungen wider.
Meine Kunst zeigt außerdem eine tiefe Auseinandersetzung mit der Natur, besonders mit meiner anhaltenden Liebe zum Meer. Ich habe immer in seiner Nähe gelebt und betrachte es als meinen Sauerstoff. Diese Verbindung ist in meiner Serie Carnets de Mer spürbar, die imaginäre Algen erforscht.
Darüber hinaus verleiht meine persönliche Geschichte des Exils meiner Arbeit eine politische Dimension. Doch ich entscheide mich dafür, dies nicht mit klaren Aussagen auszudrücken, sondern durch eine poetische Alchemie. Mein Ziel ist es, meine Vergangenheit in ein geheiltes Erbe zu verwandeln – als Beitrag zu den friedlichen und sanften Zeiten, die wir alle so dringend brauchen.

Sie arbeiten häufig mit wiederverwendeten Stoffen und Fundstücken. Was zieht Sie zu diesen Materialien, und tragen sie ihre eigenen Geschichten in sich?
Es liegt eine besondere Freude im Entdecken von Fundstücken – jedes einzelne ist ein Moment glücklicher Fügung. Mit diesen Materialien zu arbeiten ist für mich eine zutiefst ökologische Praxis: ein bewusster Widerstand gegen den ständigen Kreislauf des Konsums. Statt neue Materialien zu kaufen, suche ich nach Gegenständen, finde sie oder tausche sie – das wird zu einer Übung in kreativer Anpassung. Jedes gefundene Objekt lädt mich ein, auf seine inhärenten Qualitäten einzugehen, sein Potenzial zu entdecken und es schließlich in meine künstlerische Sprache zu integrieren.
Dieser Ansatz entstand in einer Phase intensiver persönlicher Heilung. Während einer schmerzhaften Trennung hatte ich eine meditative Erkenntnis: Ich wollte nicht länger Teil verschwenderischer Praktiken sein. Diese Einsicht prägt seitdem meinen künstlerischen Prozess. Ich möchte nicht nur Dinge retten, sondern auch Beziehungen, besondere Momente und die Kostbarkeit des Lebens selbst.

Meine Arbeit steht für das Engagement, Vorhandenes in etwas Wertvolleres zu verwandeln – persönlich wie gesellschaftlich. Indem ich mit weggeworfenen Materialien arbeite, zeige ich, was wir oft für selbstverständlich halten, und lade dazu ein, die Schönheit und Bedeutung in dem zu erkennen, was andere übersehen.
Ihre illustrativen Acrylbilder gehören zu Ihren bekanntesten Arbeiten. Was fasziniert Sie an diesem Medium und Stil bis heute?
Obwohl sich meine Malerei im Laufe der Zeit immer mehr in Richtung Abstraktion entwickelt hat, bilden meine illustrativen Acrylwerke weiterhin das Fundament meiner Praxis. Am Anfang zog es mich zur Darstellung greifbarer Elemente unserer Welt – des Menschen und natürlicher Formen wie Pflanzen, Blumen und Algen – Themen, die meinen ökologischen Anliegen und meiner Verbundenheit mit der Natur Ausdruck verleihen.
Mit der Zeit und künstlerischen Reifung habe ich mir mehr Freiheit im Prozess erlaubt. Ich vertraue darauf, dass mein Engagement für Menschlichkeit und Umweltschutz sich auch dann in meiner Arbeit ausdrückt, wenn die Darstellung weniger gegenständlich ist. Diese Erkenntnis hat meine Praxis verändert: Die illustrativen Elemente treten in den Hintergrund, während spontane Bewegung und instinktive Ausdruckskraft an Bedeutung gewonnen haben.

Heute beginnt mein Ansatz oft mit reiner Abstraktion. Farben – meist warme Töne wie Rosa, Rot und Orange – entstehen organisch aus meinem emotionalen Zustand. Durch ein spezielles Schichtungsverfahren baue ich Komplexität auf: mehrere Schichten Acrylfarbe auf Stoff, im Wechsel zwischen fließenden Lasuren und dicken Impastos, bevor ich den bemalten Stoff auf Kunststoffflächen presse, die noch Farbreste vorheriger Arbeiten tragen. Beim Abziehen entstehen unvorhersehbare Farbübertragungen, die reiche, überraschende Texturen bilden und den Ausgangspunkt für weitere Erkundungen bieten.
In diese abstrakten Grundlagen integriere ich manchmal zarte, erkennbare Elemente – ein Auge, ein Blatt, eine Blume, eine Algenform, ein menschliches Detail oder, wie ich es nenne, die „Hand einer Alge“. So entsteht ein feines Gleichgewicht zwischen Figuration und Abstraktion. Dieses Spiel zwischen Kontrolle und Zufall, Darstellung und Andeutung, fesselt mich bis heute.

Wie sehen Sie die Rolle der Künstler in einer zunehmend globalisierten Welt?
In unserer komplexen, globalisierten Welt sehe ich die Aufgabe der Künstler darin, tief in Emotionen und Erfahrungen einzutauchen und Ausdrucksformen zu schaffen, die authentisch resonieren. Indem wir unsere einzigartigen inneren Welten anzapfen, können wir Kunst hervorbringen, die andere dazu inspiriert, sich mit ihren eigenen Gefühlen zu verbinden und sich respektvoll, liebevoll und leidenschaftlich auszudrücken.
In diesem Sinne betrachte ich Künstler immer mehr als Heiler und als Katalysatoren für Verbindung. Wir haben die Fähigkeit, Augen und Herzen zu öffnen, intensive emotionale Erfahrungen zu schaffen und Menschen wieder miteinander und mit der Natur zu verbinden. In Zeiten der Spaltung kann unsere Kreativität zu einer heilenden Kraft werden, die Mitgefühl und Verständnis fördert.

Kunst zeigt sich in unzähligen Formen: in lebendigen Farben, dynamischen Pinselstrichen, Tanz, Poesie, Musik oder der einfachen Geste, Momente miteinander zu teilen. Jede dieser Ausdrucksformen lädt zur Reflexion ein und stärkt unser kollektives Menschsein.
Indem wir uns mit Kunst auseinandersetzen, schärfen wir unsere Wahrnehmung und vertiefen unsere Verbindung zur Welt. Letztlich ist es die Aufgabe der Künstler, Freundlichkeit zu verkörpern, andere einzuladen und die ganze Bandbreite menschlicher Erfahrungen durch kreative Arbeit zu umarmen.
