Wie würden Sie Ihren Ansatz in Bezug auf Farbe und Form in Ihrer Arbeit definieren?
Farbe und Form offenbaren eine eigene Sprache, die ich nutze, um Botschaften durch meine Werke zu vermitteln. Die Abstraktion durch Farbe und Form ermöglicht es, die Grenzen physischer Elemente auf neue Weise zu überwinden und das Unsichtbare sichtbar zu machen.
Jedes Werk ist eine Übersetzung eines unsichtbaren Gefühls in Materie. Farbe und Form erlauben es mir, Sinne und Emotionen als Schlüssel zum Verständnis der unsichtbaren Welt und des Selbst zu hinterfragen und dabei Begriffe wie Leere und Fülle, Raum und Zeit sowie Präsenz und Abwesenheit zu thematisieren.

Können für Sie eine Form oder eine Farbe wie ein Klang „resonieren“? Wenn ja, wie zeigt sich das in Ihrer Arbeit?
Synästhesie ist ein Wahrnehmungsphänomen, das mehrere Sinne miteinander verbindet. Man sieht beispielsweise Farben, wenn man Musik hört. Jeder Sinn wird durch einen anderen ausgelöst und erzeugt gekreuzte Sinneswahrnehmungen. Ich habe einen sensorischen Ansatz, der sich nicht auf das Visuelle beschränkt, sondern vielmehr kaleidoskopisch ist. Dies zeigt sich in meiner Arbeit durch eine Praxis, die sensorische Experimente durch Abstraktion fördert.
Die Formen offenbaren sich in einem Spiel aus Bewegungen und Gesten, die plastisch durch Transparenzen, Farbverläufe, Unschärfen und Schichtungen zum Ausdruck kommen.

Welche Rolle spielen Rhythmus oder Vibration in der Komposition Ihrer Werke?
Rhythmus und Vibration spielen eine zentrale Rolle in der Komposition meiner Werke. Sie fördern die Introspektion und sensorische Experimente. Es ist ein Spiel zwischen Leere und Fülle, Stille und Geräusch, Vibration und Mobilität.
Diese hybride Komposition ermöglicht es mir, sensorische Räume zu schaffen, in denen es darum geht, diese Dualitäten zu erleben. Zum Beispiel wird in meinem Werk The White Noise der Rhythmus durch die Schichtung von Transparenzen angedeutet.

Wie wählen Sie Ihre Farbpalletten aus? Sind sie mit spezifischen Emotionen oder Ideen verbunden?
Meine Farbpalletten sind mit der Psychologie und der Farbenlehre Goethes verbunden. Es fließt auch viel Intuition in meine Arbeit ein. Ich assoziiere Farben mit Emotionen, die wiederum mit bestimmten Ideen verknüpft sind. Zum Beispiel habe ich in meinem Werk Thud, das einen dumpfen Klang abstrakt darstellt, mit einer Palette aus Blautönen gearbeitet, die fast bis ins Schwarze reichen. Diese Palette ist mit der Vorstellung eines dumpfen Klangs und des Nichts verbunden.

Wie passt das Thema der Ausstellung The Sound of Forms zu Ihrem künstlerischen Ansatz?
Der Betrachter projiziert seine Träume, Fantasien, Ängste oder sein Vergessen in meine Werke. Die Spur, die Form des Unsichtbaren, tritt hervor, und es gilt, diese zu entschlüsseln. Ich erforsche die Form des Unsichtbaren und Unfassbaren durch drei Aspekte: das Organische, den Mythos und die sensorische Erinnerung.
Glauben Sie, dass Stille die visuelle Wirkung eines Kunstwerks verstärken kann? Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?
Ja, Stille kann die visuelle Wirkung eines Werkes verstärken, indem sie einen mentalen Raum und eine Immersion in das Werk schafft. Stille und Abwesenheit erlauben es dem Betrachter, sich körperlich auf das Werk einzulassen. Stille ist notwendig, damit das Echo des Werkes Resonanz finden kann.

Haben Sie eine feste Kreativ-Routine? Arbeiten Sie immer in Ruhe, mit Musik oder variiert das je nach Thema Ihrer Arbeit?
Meine Kreativ-Routine ist variabel und hängt vom Thema meiner Arbeit ab. Es kommt darauf an, ob ich mich in der Phase der Recherche, des Experimentierens oder des Schaffens befinde. Im Allgemeinen wechsle ich zwischen Momenten der Stille und der Musik, wie Say What You Will von James Blake oder I Want You Around von Snoh Aalegra. Manchmal höre ich auch Podcasts wie Talk Art oder Avec philosophie. Der Klang hat einen erheblichen Einfluss auf meine Arbeit.

Streben Sie danach, eine Bewegung in Ihren Werken zu erzeugen, oder vielmehr eine Wirkung von Ruhe und Stillstand?
Ich strebe danach, eine Bewegung in meinen Werken durch Abstraktion zu erzeugen. Obwohl meine Werke einen Eindruck von Ruhe und Stillstand vermitteln, wird die Bewegung durch Form und Farbe erzeugt. Dieser Eindruck von Bewegung ist nur möglich, wenn man den Blick in die Tiefe, „ins Innere“ des Werkes richtet.
Wenn Ihre Werke einen Klang oder Rhythmus „erzeugen“ könnten, wie würde dieser klingen?
Wenn meine Werke einen Klang erzeugen könnten, hätten sie je nach Thema unterschiedliche Tonalitäten, die sich mit Stille abwechseln. Ich mag die Idee des weißen Rauschens, das alle hörbaren Frequenzen gleichmäßig in Bezug auf Intensität enthält. Jede Frequenz birgt die gleiche Energie.

Was hoffen Sie, dass das Publikum beim Entdecken Ihrer Arbeit in dieser Ausstellung empfindet oder mitnimmt?
Ich wünsche mir, dass das Publikum die von mir angebotene Welt der Empfindungen erkundet, seine eigene Wahrnehmung hinterfragt und die Kraft von Farbe und Form durch seine eigene sensorische Erinnerung erlebt.
